{"id":903,"date":"2017-01-30T22:15:31","date_gmt":"2017-01-30T21:15:31","guid":{"rendered":"https:\/\/civicmonitoring.org\/?p=903"},"modified":"2019-01-20T18:04:48","modified_gmt":"2019-01-20T17:04:48","slug":"entwicklungen-in-dnr-und-lnr-25-29-jan-2017-newsletter-nr-17","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/civicmonitoring.org\/de\/entwicklungen-in-dnr-und-lnr-25-29-jan-2017-newsletter-nr-17\/","title":{"rendered":"Entwicklungen in \u201eDNR\u201c und \u201eLNR\u201c: 25. \u2013 29. Jan. 2017 (Newsletter Nr. 17)"},"content":{"rendered":"
Nikolaus von Twickel<\/p>\n
Erster \u201cLNR\u201d F\u00fchrer Bolotow ist tot<\/p>\n
Noch ein prominenter Vertreter der \u201cVolksrepublik\u201d Luhansk ist gestorben. Am 27. Januar (Freitag) wurde bekannt<\/a>, dass Waleri Bolotow, der erste F\u00fchrer der \u201cLNR\u201d, am selben Tag in Moskau tot aufgefunden war.<\/p>\n Die Todesursache wurde zun\u00e4chst nicht mitgeteilt, was sofort<\/a> Spekulationen<\/a> \u00fcber eine Ermordung<\/a> des gerade mal 47-j\u00e4hrigen Separatistenf\u00fchrers ausl\u00f6ste.<\/p>\n Noch am selben Abend verbreiteten aber enge Vertraute, darunter der ehemalige \u201eLNR\u201c-Pressesprecher Konstantin Knyrik<\/a>, die Version, dass Bolotow an Herzversagen gestorben war. Oleg Zarjow, ein ehemaliger ukrainischer Parlamentsabgeordneter und Mitstreiter Bolotows, versicherte, dass der \u201eLNR\u201c-F\u00fchrer nicht umgebracht worden sei. Bolotow habe sich bereits am Vorabend schlecht gef\u00fchlt und sei am darauffolgenden Nachmittag von seiner Frau tot in deren Wohnung aufgefunden worden, sagte Zarjow in einem Video-Interview<\/a> der Seite Politnavigator.net.<\/p>\n Bolotow geh\u00f6rte zu der Gruppe von Separatisten, die im April 2014 das Geb\u00e4ude des Geheimdienstes SBU in Luhansk st\u00fcrmten. Sp\u00e4ter wurde er zum ersten Anf\u00fchrer der am 27. April ausgerufenen \u201eVolksrepublik\u201c. Im August 2014 erkl\u00e4rte er pl\u00f6tzlich seinen R\u00fccktritt<\/a> (angeblich wegen Verletzungen) und wurde vom bisherigen \u201eVerteidigungsminister\u201c Igor Plotnizki ersetzt.<\/p>\n Bolotows damaliges Verschwinden von der politischen Arena in Luhansk wird heute allgemein mit dem Wunsch Moskaus erkl\u00e4rt, gem\u00e4\u00dfigtere Personen f\u00fcr eine Verhandlungsl\u00f6sung mit Kiew zu installieren. Etwa zeitgleich verschwanden auch Igor Girkin (Spitzname \u201eStrelkow\u201c) und Alexander Borodai aus der F\u00fchrung der \u201eVolksrepublik\u201c Donezk.<\/p>\n In den folgenden zwei Jahren blieb Bolotow fast komplett aus der \u00d6ffentlichkeit verschwunden. Laut Zarjow lebte er zeitweilig mit ihm zusammen auf der (von Russland annektierten) Halbinsel Krim.<\/p>\n Im Herbst 2016 tauchte<\/a> Bolotow dann unerwartet in Moskau auf. In mehreren Interviews warf er seinem Nachfolger Plotnizki Verrat, Korruption und Zusammenarbeit mit der Ukraine vor und k\u00fcndigte die Gr\u00fcndung einer neuen separatistischen Bewegung an (s. auch Newsletter Nr. 8<\/a>). Zuletzt sagte er voraus<\/a>, dass die russische F\u00fchrung Plotnizki bald absetzen werde, da sonst die \u201eLNR\u201c verloren sei.<\/p>\n Plotnizki reagierte zur\u00fcckhaltend auf Bolotows Tod und ver\u00f6ffentlichte am Tag darauf nur eine knappe Beileidserkl\u00e4rung<\/a>. Das offizielle Nachrichtenportal lug-info.com berichtete \u00fcberhaupt nicht \u00fcber die Todesnachricht und ver\u00f6ffentlichte lediglich Plotnizkis Erkl\u00e4rung<\/a>. Auch in den Abendnachrichten<\/a> des \u201eStaatsfernsehens\u201c Luhansk24 wurde Bolotow nicht erw\u00e4hnt. Und auch das Nachrichtenportal der \u201eVolksrepubik\u201c Donezk, \u201eDAN\u201c berichtete nicht \u00fcber Bolotows Tod.<\/p>\n Der Tod von Bolotow f\u00e4llt zeitlich zusammen mit einem sich versch\u00e4rfenden Machtkampf innerhalb der Luhansker Separatisten.<\/p>\n Plotnizki befindet sich seit Dezember im Streit mit \u201ePremierminister\u201c Sergei Koslow, dessen Arbeit er missbilligt hatte. Vergangenen Herbst beschuldigte er drei prominente \u201eLNR\u201c-Politiker, einen Umsturz gegen ihn zu planen, woraufhin einer von ihnen, ex-Premierminister Gennadi Zypkalow, nach seiner Festnahme unter ungekl\u00e4rten Umst\u00e4nden ums Leben kam.<\/p>\n Die angeblichen Verschw\u00f6rer stehen Bolotow nahe, zwei von ihnen stammen aus seiner Heimatstadt Stachanow. Alle sind sie \u201eSeparatisten der ersten Stunde\u201c, die das Minsker Abkommen ablehnen und einen Anschluss der Ostukraine an Russland fordern.<\/p>\n Fast zeitgleich mit Bolotows Tod am 27. Januar ver\u00f6ffentlichte die Moskauer Nachrichtenseite novorossinform.org einen weiteren Artikel<\/a> mit Korruptionsvorw\u00fcrfen gegen Plotnizki.<\/p>\n Experten haben den Machtkampf in Luhansk damit erkl\u00e4rt, dass in Moskau zwei konkurrierende Gruppen unterschiedliche Separatisten unterst\u00fctzen (s. Newsletter Nr. 15<\/a>). Der russischen Journalist Ilja Barabanow schrieb<\/a>, dass Bolotow und Zarjow f\u00fcr die Kommunistische Partei an der Wahl zur russischen Staatsduma im September teilnehmen wollten, aber vom Kremlstrategen und jetzigen Duma-Vorsitzenden Wjatscheslaw Wolodin daran gehindert wurden. Wolodin gilt als Widersacher von Wladislaw Surkow, der im Kreml inoffiziell f\u00fcr die Ostukraine zust\u00e4ndig ist.<\/p>\n